Liebe Rock, so beginnt Geständnis von Timm. Timm ist 18 und lebt in den grossen Gefühlen seines Alters. Und diesen Gefühlen möchte er ganz glamourös als Schriftsteller Raum bieten. Doch stellt
sich als anspruchsvoller heraus. Vor allem dann, wenn die Arbeitsmoral von der Liebe unterlaufen wird. Timm sieht in seiner Mitbewohnerin Rock nämlich die Frau seines Lebens. Nur blöd, dass deren
Liebe nicht für Timm reserviert ist. Im gemeinsamen Leben der beiden spielen nicht nur die gelegentlichen Aufrisse Rocks eine Rolle, sondern auch Mark, der sich aus seinem WG-Zimmer immer mehr in
Rocks Zimmer und Leben ausbreitet.
Timms Leben findet ausgeprägt in seinem Kopf statt, nicht immer sind die Teilnehmer seiner Erlebnisse über ihre Teilnahme informiert, was das Zusammenleben erheblich kompliziert. Und da er in
Mark nicht völlig zu unrecht seinen wahren Rivalen erkennt, versucht er diesen mit allen Mitteln zu bekämpfen und in der Liebe - auch in der einseitigen - sind ihm alle Mittel erlaubt.
Timms Mangel an Realitätsbezug macht sein Vater durch Übereifer wett. Und da Timm weder seinen Vater - vermutlich biologisch verklärt - noch den zwielichtigen Verleger - monetär motiviert -
enttäuschen möchte, setzt er alles daran, den neuen Bestseller aufs Papier zu bringen. Trotz aller Widrigkeiten erfährt Timm kurz den Höhenflug des Erfolgs.
Liebe Rock ist faszinierend, zermürbend, zum Verschlingen und Verzweifeln. Die Abneigung gegen den Protagonisten und zunehmend gegen alle Figuren funktioniert wunderbar fesselnd, ich wollte
weiterlesen, um herauszufinden, welche schlechten Entscheidungen denn noch gefällt werden können. Und gleichzeitig habe ich ein Portrait eines jungen Menschen gelesen, der ganz und gar nicht an
einem guten Ort ist, der sicher Hilfe braucht, jedoch nicht diejenige, die ihm zur Verfügung steht.
Liebe Rock, Tom Zürcher
296 Seiten
erschienen im August 2021 beim Picus Verlag
ISBN: 978-3-7117-2110-5
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