Jo Nesbø befasst sich in Eifersucht in verschiedenen Kurzgeschichten mit einem der wohl menschlichsten Gefühle. Es handelt sich um eine Art Studie der
Missgunst, des Neids und diesem Gefühl, etwas teilen zu müssen, was man partout nicht teilen möchte. So unterschiedlich sich die Geschichten gestalten, so vertraut das Gefühl, welches die Motive
eint.
Die sieben Geschichten sind unterschiedlich ausgearbeitet, bei einigen hätte ich gerne mehr gelesen. Die prominenteste Geschichte handelt von einem
Ermittler, der sich mehr auf sein Gerechtigkeitsempfinden als auf die Vorschriften verlässt, der Menschliches vielleicht zu gut nachvollziehen kann. In anderen Geschichten begegnen uns
Auftragsmörder mit Herz, vom Leben benachteiligte, immer Wartende, Liebeskranke, Nachtragende und Erfolgshungrige - nicht alle sympathisch, aber alle vereint im demütigen Gefühl der
Eifersucht.
Und obwohl der Lesenden das Gefühl nicht unbekannt ist, entsteht wenig Nähe zu den Figuren. Der studienhafte Charakter der Geschichten ist fühlbar, weckt
mehr wissenschaftliche Neugierde denn Empathie. Der eher kühle Ton der Sprache unterstreicht die Distanz zu den Figuren. Spannend fand ich die Geschichten, aber das Buch ist mir dadurch nicht ans
Herz gewachsen.
Leseexemplar vom Verlag
Eifersucht, Jo Nesbø aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob (im Original Sjalusimannen og andre fortellinger)
272 Seiten
erschienen im November 2021 bei Ullstein Buchverlage
ISBN: 978-3-550-20152-3
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