Martin, ein vom Schicksal gezeichneter Junge, wird vom Dorf gemieden, seit sein Vater alle Geschwister und die Mutter mit der Axt geschlagen hat. Sein einziger Vertrauter ist sein sprechender
Hahn.
Die Geschichte um den Jungen spielt in alten Zeiten, der schwarze Ritter und die Fürstin sind neben Hunger und Bildungsfreiheit die Schrecken der Zeit. Martin wird vom Schönen, vom Gebildeten und
Feinen angezogen und verlässt sein Dorf, um mit dem Maler weiterzuziehen und die die vom Ritter gestohlenen Kinder zu finden. Begleitet wird er stets von seinem Hahn.
Sprachlich ganz eigen erzählt Stefanie von Schulte eine Art düsteres Märchen, die Einsamkeit Martins wird durch den fast altertümlich anmutenden und doch so passenden Erzählstil verstärkt und
dennoch oder gerade deswegen wächst Martin mir ans Herz. Die Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit Martins ob den Erlebnissen berühren. Ich bin abgetaucht in die Geschichte von einem, der auszog aus
dem Fürchten zu lernen.
Junge mit schwarzem Hahn ist ein äusserst gelungenes Debut, ein literarisches Wagnis, das überzeugt.
Junge mit schwarzem Hahn, Stefanie vor Schulte
240 Seiten
erschienen im August 2021 bei Diogenes
ISBN: 978-3-257-07166-5