Simone de Beauvoir hat mit Die Unzertrennlichen einen Jugendroman geschrieben, ein Buch über eine Freundschaft zweier Mädchen und junger Frauen und eine Geschichte über die Liebe. Das
ausführliche Vorwort von Sylvie Le Bon de Beauvoir, der Adoptivtochter von Simone de Beauvoir, verortet den Text in der Zeit der Entstehung des Romans und in der Bedeutung der Geschichte in
Simone de Beauvoirs Leben. Allein schon dieses Vorwort macht das Buch absolut lesenswert!
Der autofiktionale Roman über Sylvie, die Andrée liebt, erinnert mich an Annie Ernaux und Tove Ditlevsen, sind es doch junge Frauen, die ihren eigenen Platz suchen zu einer Zeit, in der ihnen
kein Platz zugestanden wird. Sylvie lernt Andrée in der Schule kennen. Sie ist direkt von dem neuen Mädchen fasziniert und erarbeitet sich einen Platz in dessen Herzen. Die Gefühle gehen
offenkundig über das Freundschaftliche hinaus, Sylvie begnügt sich aber - geschuldet der Einseitigkeit oder der damaligen Möglichkeit - in der Position der engsten Vertrauten, stets auch in
Angst, in irgendeiner Form in Missgunst zu fallen.
Amelie Thoma transportiert die Sprache in der deutschen Übersetzung in einen überzeugenden Ton, in klarer und äusserst treffender Sprache ist Die Unzertrennlichen sowohl ein Zeitzeugnis als auch
ein feministischer Text, ein Jugendroman und nicht zuletzt eine Liebesgeschichte, die berührt und die verzweifeln lässt.
Leseexemplar vom Verlag
Die Unzertrennlichen, Simone de Beauvoir, aus dem Französischen von Amelie Thoma (im Original Les inséparables)
144 Seiten
erschienen im Oktober 2021 bei Rowohlt
ISBN: 978-3-498-00225-1
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