Das Baby ist meins - so behaupten beide Frauen, die im Haus des verstorbenen Onkels des Ich-Erzählers wohnen. Sowohl die Witwe als auch die Geliebte erheben Anspruch auf das kleine Lebewesen und
Bambi, der gerade von seiner Freundin rausgeworfen wurde, versucht aus wenig altruistischen Motiven die Situation zu klären.
Die kurze Geschichte handelt mitten im Lockdown, die Strassen Nigerias sind leergefegt und die Bewohner dürfen sich nur im äussersten Notfall draussen bewegen. Einem Theaterstück gleich bewegen
sich die drei Protagonisten um das Baby, eine salomonische Entscheidung bleibt aber aus.
Oyinkan Braithwaite beschreibt einen kurzen Abschnitt im Leben eines jungen Mannes, der sich eigentlich vor jeglicher Verantwortung und Beständigkeit drückt, sich dann aber doch berechtigt sieht,
über die familiären Verhältnisses eines Babys und zweier Frauen zu entscheiden.
Braithwaite ist eine grossartige Geschichtenerzählerin, ihre Geschichten lesen sich schnell, unterhaltsam, wirken harmlos, sind aber eigentlich bissige Beobachtungen von Absurditäten. So habe ich
Das Baby ist meins an einem Stück gelesen, geradezu verschlungen.
Das Baby ist meins, Oyinkan Braithwaite, aus dem Englischen von Yasemin Dinçer (im Original The baby is mine)
128 Seiten
erschienen im Januar 2021 beim Aufbau Verlag (Blumenbar)
ISBN: 978-3-351-05089-4
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