Frank McCourt startet sein Leben in Amerika, doch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten lässt die Familie im Stich. Auf Kosten der Verwandten tritt die Familie die Reise zurück nach Irland an, wo sie der grosse Hunger, Arbeitslosigkeit, Armut und Tod erwartet. Drei Kinder der Familie sterben in jungen Jahren, Frank erlebt diese Todesfälle mehr als Fakten denn als Verluste. Der Vater vertrinkt das wenige, das er verdient - sofern er überhaupt für kurze Zeit eine Arbeit hat. Die Mutter kämpft mit der Trauer um ihre Kinder, mit der Frustration über ihren Mann und über ihr Leben im Allgemeinen. Sie bringt ihre Familie nur durch, in dem sie vor der katholischen Kirche zu Kreuze kriecht und um Almosen bittet. In Mitten dieses Elends wächst Frank auf, sucht seinen Weg und findet Grenzen.
Frank McCourt verleiht in seiner Biographie seinem kindlichen Selbst eine Stimme. Das macht dieses Buch neben der spannenden Geschichte zu einem ausserordentlichen Buch, denn McCourt lässt den Leser sein Leben durch die Augen des Kindes, durch dessen Wertungssystem und dessen Sprache sehen. Man erkennt sich selber wieder, so anders unsere Leben heute auch sein mögen, denn das kindliche Auge sieht viel mehr Momente als (verpasste) Möglichkeiten und entgangene Zukunftspläne.
Als Leser*in möchte man in das Geschehen eingreifen, man möchte den Vater vom dem Saufen abhalten, man will sein Vermögen verwalten. Man möchte die Mutter wachrütteln, man will das System ausschalten und verbessern, stattdessen bleibt man machtlos und verharrt in Frank McCourts Momenten. Das ist es, was das Elend erträglich macht.
Die Asche meiner Mutter, Frank McCourt aus dem Englischen von Harry Rowohlt (im Original Angela's Ashes)
544 Seiten
erschienen 1998 bei btb (Randomhouse)
ISBN: 978-3-442-72307-2
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