Gärtner, 78 Jahre, gesund - physisch und psychisch -, möchte sein Leben mit Hilfe eines Medikamentes, das dem Leben auf eine schnelle, nicht qualvolle und sichere Weise ein Ende zu setzt, beenden. Jurisprudenz, Medizin und Kirche finden sich vor dem Ethikrat ein, um zu diskutieren, ob die Abgabe eines solchen Medikamentes durch eine Ärzt*in vertretbar ist. Rechtlich ist der Entscheid des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 in Deutschland wegweisend: geschäftsmässige Hilfe zur Selbsttötung ist nicht verfassungswidrig. Dieses Urteil stellt sich gegen den 2015 verankerten §217 StGB. Die medizinische Vertretung argumentiert, dass der Berufsstand der Ärzte sich auf die Heilung und Verbesserung des Lebens fokussiere, die Beihilfe zum Suizid also diametral zum Auftrag verlaufe. Der katholische Bischof erachtet das Leben als Geschenk Gottes und damit als vom Menschen unantastbar.
Gärtner weiss, dass er das Recht aufs Sterben hat, nur das Wie scheint nicht geklärt zu sein, denn obwohl seine Hausärztin legal handeln würde, möchte sie ihrer Ethik folgend das Medikament nicht abgeben. Statt dass Gärtner einen anderen Arzt sucht, stellt er seinen Fall als Grundlage zur Debatte zur Verfügung. In der öffentlichen Auseinandersetzung sieht er seine letzte Aufgabe.
Wie schon Terror wurde Gott als Fernseh-Event in deutschsprachige Wohnzimmer übertragen und die Zuschauer wurden direkt in die moralische Entscheidung mit einbezogen, so wie es das Theaterstück vorsieht. Das Stück liesst sich leicht und schnell, die Argumentationen sind knackig und etwas stereotyp, bringen aber wohl die Ansichten der Fachschaften auf den Tisch.
Gott - Ein Theaterstück, Ferdinand von Schirach
160 Seiten
erschienen im September 2020 bei Luchterhand (Randomhouse)
ISBN: 978-3-630-87629-0
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