![Serpentinen, Bov Bjerg, Claassen](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=275x10000:format=jpg/path/s985ccf12053f35e5/image/i4ef83d9bed8ae3a3/version/1605723755/serpentinen-bov-bjerg-claassen.jpg)
Serpentinen ist das zufällige Treffen eines alten Kollegen, eines Menschen, den man einmal sehr gut gekannt hat, über den man alles zu wissen scheint und von dem man keine Ahnung hat. Seltsam vertraut muten die Einblicke ins Seelenleben des Ich-Erzählers an und gleichzeitig unglaublich fremd, fast befremdlich.
Jahre später nimmt Serpentinen das Leben eines Protagonisten von Auerhaus auf. Einmal wird sein Name genannt, der Sohn des Protagonisten ist irritiert, diesen zu hören, hat er ihn doch lange nicht verwendet. Als Beweis für die Wiederaufnahme müssen Referenzen zu Auerhaus schlicht reichen, Serpentinen ist keine klassische Fortsetzung und kann eigenständig gelesen werden.
Der Erzähler und sein Sohn sind auf einem spärlichen Roadtrip unterwegs in die Vergangenheit. Das Vater-Sohn-Verhältnis wird vom Erzähler ständig überprüft und mit seinen eigenen Erfahrungen verglichen, überhaupt sucht er nach Parallelen, Mustern, nach der Vergangenheit und nach den entscheidenden Zukunftsdrohungen und nach der Antwort zur Frage, wie oft sich Geschichte wiederholen kann, ohne zur Prophezeiung zu werden. "Um was geht es?", wiederholen Vater und Sohn.
Serpentinen beschäftigt sich mit den dunklen Gedanken, mit den Unsicherheiten, mit Depression und Suizid und nach Vertrauen ins ich selbst, nach Vertrauen, das andere einem schenken. Dies eingebettet im funktionierenden, erfolgreichen Leben, doch aus der Sicht eines Betroffenen. Manchmal etwas wirr, manchmal glasklar, absolut menschlich also.
Das Auerhaus ist erwachsen geworden, die Thematik bleibt. Sprachlich gewohnt unmittelbar formuliert Bov Bjerg die Geschichte um die erschütterte Psyche seines Protagonisten.
Leseexemplar, kostenfrei vom Verlag
Serpentinen, Bov Bjerg
272 Seiten
erschienen im Januar 2020 bei Claassen
ISBN: 978-3-546-10003-8
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