Hast du dir schon einmal vorgestellt, was zwei Menschen, die über 50 - genauer 51 - Jahre tagtäglich zusammen sind, einander noch zu erzählen haben? Hast du dich schon gefragt, wie das Leben in
einem kleinen Bergdorf tatsächlich ist? Wenn das Dorf kein Skiort ist, wenn die Bevölkerung wegzieht? Und wie es ist, einen Betrieb zu führen, in dem man seine Kunden noch kennt?
Margrit und Rosa-Maria betreiben den Kiosk im kleinen Dorf, das nur Durchgang ist. Nur dass sie auch die Zapfsäule betreiben, lässt die Durchfahren kurz anzuhalten. Und nun, nach 51 Jahren, stehen die beiden wie jeden Morgen vor ihrem Kiosk, machen ihn und sich bereit für den Tag. Begleitet wird das Präparieren von ihrem Gespräch. Was böse Zungen wohl als Klatsch und Tratsch bezeichnen würden, ist viel mehr die grosse Liebe zweier älteren Frauen zu ihrem Dorf und seinen Bewohnern. Ein Dorf, das während einer Tour de Suisse beinahe geglänzt hat und Bewohner, welche die grossen Gefühle erleben, erhoffen und daran scheitern.
Arno Camenisch lässt Margrit und Rosa-Maria alles erzählen, das man eigentlich nur erfahren würde, wenn man selber 50, nein 51, Jahre im Dorf lebt. Der Leser ist die dritte Frau im Bunde, Vertraute der Beiden und stiller Zuhörer. Und so liebevoll der Blick Margrits und Rosa-Marias auf das Dorf ist, so liebevoll zeichnet Arno Camenisch die beiden. Gespickt von Bündner Ausdrücken hat er ein wunderbares Büchlein über einen Morgen, an dem alles ist, wie es ist, und damit idyllisch und wunderbar ist, geschrieben.
Ich habe das Buch an einem sonnigen Sonntagmorgen angefangen und wurde damit fertig juste dann, als der Kiosk für seine Kunden bereit war. Ein Buch zum Geniessen.
Goldene Jahre ist nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020 (Longlist).
Goldene Jahre, Arno Camenisch
101 Seiten
erschienen im April 2020 bei Engeler
ISBN: 978-3-906050-36-2