Der junge Doktorand weiss kaum, wie ihm geschieht, als er eines Tages bei dem Ehepaar Greilach ankommt. Er wurde bereits sehnsüchtig erwartet. Vom Künstler Greilach, weil dieser endlich sein Genie erkannt sieht und von seiner Frau, weil diese bereits seit Monate ein imaginäres Leben mit dem Doktoranden lebt. Die Greilachs scheinen den Doktoranden dringen nötig zu haben. Doch braucht auch er die Greilachs?
Jan Peter Bremer zeichnet das Bild einer Ehe, wie wohl viele gelebt werden. Sie hat ein Leben, das sie mit ihrem Mann führt, er hat eine Leben, das er mit seiner Frau führt, aber in Tat und Wahrheit, sind diese beiden Leben der Realität ziemlich fern. Sie geht ihrem Alltag nach und führt nicht stattfindende Diskussionen mit ihm, er muss keine Konversation mit ihr betreiben, da er die Dialoge bereits in seinem Kopf abhaken kann. Es sind zwei imaginäre Beziehungen, die mit der Vorstellung des jeweils anderen geführt werden.
In diese langjährige Beziehung tritt ein Unbekannter, auch dieser wird Opfer der Vorstellungen über ihn. Der junge Doktorand, Florian, strandet in einem ehelichen Kriegsgebiet, löst dadurch aber echte Konversation aus, zuerst verhalten und indirekt, später schmerzlich direkt.
Es ist ein ruhiger Roman, äusserst intim, ohne voyeuristisch zu sein. Er liest sich leicht und schnell trotz wenig Handlung und eher unangenehmer Nähe und dank überzeigender Authentizität. Das Buch hat mir gut gefallen.
Der junge Doktorand, Jan Peter Bremer
176 Seiten
erschienen im September 2019 beim Berlin Verlag
ISBN: 978-3-8270-1389-7
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