![Hitze, Victor Jestin, Kein & Aber](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=288x10000:format=jpg/path/s985ccf12053f35e5/image/ib2bd1a3a82f928da/version/1593778029/hitze-victor-jestin-kein-aber.jpg)
Victor Jestin transportiert mit seinem kurzen Roman die Stimmung eines drückend heissen, langen Tages auf dem Campingplatz. Die Trägheit und die unfassbare Langeweile mit der sich ein Jugendlicher, der sich nicht von der Masse mitbewegen lässt, abfinden muss, ist überzeugend unangenehm.
Léonard muss seine Ferientage mit seiner Familie auf einem Campingplatz in Frankreich verbringen. Er hat - als scheinbar Einziger - keinen Anschluss gefunden und während alle anderen das Ferienende mit übermässiger Gemeinsamkeit zu verdrängen versuchen, leidet er sich durch den letzten mühsamen Tag. Er kann sich nicht dazu überwinden, sich der Masse anzuschliessen, erträgt aber die Einsamkeit unter all den Menschen kaum. Die Familie bietet ihm keinen Rückzugsort und so wandelt er über den Campingplatz, begleitet von der Angst, dass seine Tat entdeckt wird. Denn ein Jugendlicher ist verschwunden. Oscar ist tot, er wird aber noch nicht vermisst.
Hitze zeigt eine Gesellschaft, die realitätsnah ist, zu der man aber nicht gehören möchte. Eine Gesellschaft, die getrieben ist vom Gesellschaftlichen, die jedoch das Individuum nicht sieht. Die
Erwartungen an einen Jugendlichen sind klar: Amüsier dich, schliess dich an! Wer sich dagegen stellt irritiert zwar, interessiert aber zu wenig, als das man der Verweigerung auf den Grund gehen
würde. Was aber, wenn die Erwartungen so gar nicht erfüllt werden? Wie weit kann und muss man gehen, um gesehen zu werden? Und wie lebt man mit schlechten Entscheidungen?
Der Roman ist ein perfekter Sommerkrimi. Die klassischen Elemente eines Krimis finden sich dann aber nicht wieder und genau das macht Hitze zu einer spannenden Lektüre.
Hitze, Victor Jestin aus dem Französischen von Sina de Malafosse (im Original La Chaleur)
160 Seiten
erschienen im Mai 2020 bei Kein & Aber
ISBN: 978-3-0369-5828-6
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